EVA-MARIA HORSTICK

PARIS KIND OF BLUE

PARIS TRAFFIC

PARIS STREET OF LIGHT

PARIS

PARIS

PARIS 0922

OUTSIDE

MORPHEUS

HOTEL HARODS EILAT ISRAEL

NYC NIGHT

BRATISLAVA

NYC SKYLINE

BIOGRAFIE

Eva-Maria Horstick ist ein unwahrscheinlicher Mensch. Als Frau wird sie nicht ewig leben, doch als Künstlern wird ihr das gelingen. Ihre unerschöpfliche Energie, ihre unstillbare Neugier und das selbstverständliche Vorrecht, sich ungefragt zu allem und jedem zu äußern, macht sie zu einer außergewöhnlichen Vertreterin der internationalen Fotokunstszene. Bereits zu ihrem zehnten Geburtstag erhielt Eva-Maria Horstick ihre erste Kamera. Eine Agfa, mit der sie dann das Leben um sich herum dokumentierte. Die Natur des Münsterlandes wie ihre Reisen nach Holland und Paris, die sie meist per Anhalter unternahm. Mit 19 zog sie zu Hause aus und nahm sich eine Wohnung in Coesfeld, nahe ihrer Geburtsstadt Gescher, wo Eva-Maria Horstick am 03. Februar das Licht der Welt im Zeichen des Wassermanns erblickte. Sie saugt das Leben auf und verwertet es in ihrer Kunst. Ich kenne keine Künstlerin, deren Werk so vielschichtig ist, wie das von Eva. Zwischen 1974 und 1976 machte sie eine Ausbildung zur Fotolaborantin in einem renommierten Werbestudio und entschied sich, die Fotografie fest in ihr Leben einzubinden. Im Keller ihrer Wohnung richtete sich ein kleines Fotolabor ein und erstellte ihre Abzüge selbst. Doch durch einen Wasserschaden in 1987 wurde ihr gesamtes Frühwerk vernichtet. Von 1980 bis 1989 arbeitete Eva-Maria Horstick als Model, unter anderem für das Label Neyret aus Paris und konnte sich so ihre eigene Firma aufbauen. 1984 kam ihr Sohn Marius in Münster zur Welt. Zu dieser Zeit hatte sie eine Modenschau-Agentur aufgebaut und inszenierte „Catwalks“ mit Theater- und Showelementen. 1990 lernte sie Gerhard Sch. kennen, einen späteren Leitenden Polizeidirektor, in den sie sich verliebte, 1994 schließlich heiratete und dies bis 2016 blieb. Zunächst lebten sie in einer WG mit der schwarzen Sängerin Sheila G. und dem bekannten Philosophen Dr. Thomas Druyen. Aufgrund des Berufes ihres Mannes wurde das Paar unter Auskunftssperre gestellt, wodurch Eva-Maria Horstick nicht mehr frei erreichbar war und somit viele ihrer Kunden verlor. Doch unbeirrbar machte sie mit ihrer Kunst weiter. 1999 erstellte sie zur Eröffnung des Kölner Coloneums ein aufwendiges Bodypainting, ein PR-Fotograf dokumentierte ihrer Arbeit, verkaufte die Bilder an den Kölner Express, ohne ihren Namen auch nur zu erwähnen. 1999 folgte eine Zusammenarbeit mit Chris Seidler, einer bekannten Künstlerin aus dem „Revier“ und die Gestaltung weiterer Photoprojekte. In der Musikszene fotografierte sie zahlreiche Künstler und gestaltete u.a. Plattencover für Wigald Boning. Für den Lead-Gitarristen Steffi Stephan aus Udo Lindenbergs Panikorchester fotografierte sie in einer Nacht mehr als 650 Personen im Rahmen einer Werbeaktion, was ihre letzte Auftragsarbeit war, weil sie sich nie wieder einer solchen Energiemenge aussetzen wollte. Von nun an arbeitete Eva-Maria Horstick ausschließlich als Fotokünstlerin im Eigenauftrag und begann mit einem Studium an der Fachhochschule Dortmund. Kommunikationsdesign, das sie 2002 erfolgreich beendete. Grossformatige Serien an Häuserwänden, „aus dem Nichts der Träume“, weitere Bodypainting-Aktionen, „Lost Places“, Kunst im Revier, und Arbeiten zu Brustkrebs, Menschenhandel und Sexarbeit folgten, vielfach ausgestellt, unter anderem im Dortmunder Hoesch Museum und im Kunstverein Dortmund, wo sie zur Fußball-WM 2006 mit Schaufensterpuppen eine Installation kreierte. Ein Jahr zuvor lernte sie im New Yorker Central Park das Künstlerpaar Christo kennen, ein angeregter Austausch über Kunst und Leben folgte, gut zehn Jahre später stellte Eva-Maria Horstick dann auch gemeinsam mit Yoko Ono aus zum Thema Wasser. In ihrer Kunst liegen die Geister verborgen, die das 20. und 21. Jahrhundert heimgesucht haben. Bis heute. Und in unserer Zeit, die so sehr auf Verdrängung setzt, hält Eva-Maria Horstick uns den Spiegel vor und konfrontiert uns mit ihren Botschaften, manchmal verschlüsselt, manchmal offensichtlich, doch immer auch mit einer Mischung aus Selbstbewusstsein und Selbstironie, unfassbar für all jene, die es bequem finden, Künstler mit Etiketten zu versehen. Trotzdem hat Eva-Maria Horsticks Arbeit Methode, auch wenn sie keine Propagandistin ist. Ihre Fotos geben ein klares Verständnis davon, was Kunst ausmacht, dass Eva-Maria Horstick die Kamera auf eine so denkwürdige Weise benutzt, dass ihr nichts davor entgeht, weder das Sichtbare noch das Unsichtbare und sie, die Frau hinter dem Sucher, unserer zügellosen Zivilisation in ihrer eigenen Übersetzung eine Offenbarung ausspricht. Eva-Maria Horsticks Kunst gibt der traurigen Fragilität des Daseins einen Sinn, sie ist wie ein Requiem für unsere Welt, die dem Ende entgegen wankt und sich noch ein letztes Mal der Wahrheit stellt. Bis zum nächsten Motiv, das Eva-Maria Horstick zunächst fühlen wird, um es anschließend mit ihrer Kamera zu verewigen. Meist analog mit Leica-Modellen oder Mittelformatkameras. Fotografie auf höchstem Niveau, ohne Retusche pur. Um auch der inzwischen vertrauten Philosophie des Augenblicks gerecht geworden; das wichtigste Werkzeug der Künstlerin allenfalls, neben ihrer Seele, ist ihre Energie. Zwischen 2005 und 2007 entstand die Serie „Babaismus“ – Schaufensterpuppen und Barbies wurden von ihr in Szene gesetzt, um auf das so-genannte Schönheitsideal in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen und Schönheitsoperationen in Frage zu stellen. Grundsätzlich sind es die energiegeladenen Motive, mysteriöse Bilder, die zum Nachdenken anregen möchten, verrückt anders und der Freiheit dienend sind, die die Arbeit von Eva-Maria Horstick spiegeln. Aber auch die Schönheit des weiblichen Körpers ist ihr nahe. So machte sie zahlreiche erotische Fotos und arbeitete u.a. für das Männermagazin Penthouse. Eva-Maria Horstick kennt keine Komfortzone, sich immer wieder neu zu erfinden spiegelt ihr Mantra. Mit der Presse zu reden, fand Eva-Maria Horstick indes oftmals müßig beispielsweise bei ihrem Vorleben der Orga von Modenschauen. Ihre Shows wurden auch so vom Publikum mit Ovationen geschätzt und gelobt. Ihre Musikzusammenstellungen und Choreografien machte sie grundsätzlich selbst, doch leider fand sie ihre Konzepte und auch dazugehörigen Slogans oftmals geklaut wieder. Einer davon hieß „all about Eve.“ Unzählige Male entdeckte sie ihre kopierten Ideen in der Mainstream-Werbung, da es dieser an Frechheit und Ironie mangelte, was aber Eva-Maria Horstick immer ausgezeichnet hat. Doch manchmal kehrte sie Deutschland auch für lange Strecken den Rücken zu. Zwischen 1990 und 2018 folgten zahlreiche Auslandsaufenthalte wie beispielsweise in Israel und in New York, USA, wo ihr Sohn Marius am weltberühmten Lee-Strasberg-Institut Schauspiel studierte. Freundschaften zu Johannes Wasmuth vom Bahnhof Rolandseck, der Schauspielerin Marianne Hoppe und anderen folgten. Ihre Serie „Chess on Location“ entstand unter anderem in Tschechien, Dänemark, Österreich, Frankreich und Schottland. 2002 reiste sie mehrfach in den Kosovo, um Reportagen gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution zu machen, sie lebte dort mit ihrem Mann und einem US-Marine in einer WG. Drei ihrer Arbeiten wurden in 87 Ausstellungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz der Nichtregierungsorganisation Terre des Femmes präsentiert. Doch auch der Ruhrpott blieb immer Teil ihrer Arbeitskulisse. Diverse Werkreihen zeugen davon. Wie die Serie „Unretuschiert – Familien im Revier, Töchter des Reviers“ und die Serie „Aschenpüttel- 5 Min. Für ein Mädchen von Morgen!“ 2004 hatte Eva-Maria Horstick den Traum, das Elend der Reportagen zu verlassen und etwas ganz Neues zu schaffen. So entstand ihre Serie „Photo meets Manga“, an der sie einige Jahre lang arbeitete. Daraus entstanden 36 Werke, die unter anderem bislang ausgestellt wurden in New York City, Tokyo, Berlin, Köln, Hamburg, Brüssel, Bonn, Dortmund. Mit der Mangazeichnerin Tania Schaubhut – die anschließend als Tattoo-Künstlerin arbeitet – erstellte sie eine neue Sichtweise auf ihre Kunst. Eva erhielt 2020/2021/2022 jeweils Künstlerstipendien des Landes NRW.

 Text Sönke C. Weiss Paris/Dortmund